In Folge 8 der 5. Staffel stolpert der 11. Doktor über blaufarbiges Gras auf einem Friedhof. Wie sich herausstellt war das blaue Gras als Warnung gedacht für ein Unternehmen, welches seit geraumer Zeit kilometertief in die Erde bohrt und dadurch die Zivilisation der Silurian (Homo reptilia), einer fiktiven Mensch-Reptilien-Art, die unter der Erdoberfläche lebt, bedroht. Auch wenn es nur eine Nebenrolle spielt habe ich mich anschließend gefragt: Gibt es blaues Gras wirklich?
Zuerst bin ich davon ausgegangen, dass es sich um ungeschickt gepflanzte künstliche Plastik-Büschel handelt. Die Optik in der Szene hatte mich das zumindest glauben lassen. Wer nun denkt, dass unschuldiges Gras dafür gefärbt wurde oder dass es sich um Requisiten aus Plastik handelt, der ist auf dem Holzweg. Blaues Gras gibt es tatsächlich.
Die Sorte heißt Blauschwingel (Festuca glauca / Festuca cinerea) und weist neben Grün als Grundfarbe einen eindeutigen Blau-Grau-Stich auf. Die kugelige Form (woher die merkwürdige Optik in der Friedhof-Szene herrührt) macht Festuca glauca zum idealen Bodendecker. Wenn ich mal meinen eigenen Garten habe, hoffe ich, dass dieser sehr sonnig und trocken ist, denn das mag der Blauschwingel am liebsten. Solange muss ich Festuca glauca in einem Topf mit gut drainierter Erde halten.
Blauschwingel für Balkon und Garten
Es handelt sich beim Blauschwingel aber nicht um eine hochgezüchtete Art, die nichts aushält. Festuca glauca ist im Südwesten Europas, in Mitteleuropa und Norditalien beheimatet und winterhart, wie übrigens viele Gräser. Und genauso wenig wie die meisten seiner Grasartgenossen mag er Staunässe oder Schneedruck. Beides lässt sich in der Topfpflanzung für den Balkon gut kontrollieren.
Hatte ich schon erwähnt, dass Festuca glauca immergrün (oder immerblau) ist? Ein nicht zu verachtender Grund, wenn man an die Balkon- oder Gartengestaltung im Winter denkt. Und seine Resistenz gegenüber Trockenheit macht den Blauschwingel auch für weniger erfahrene Gärtner interessant.
Blaues Gras ist immer noch eine Seltenheit
Es spricht also sehr viel dafür und kaum etwas gegen blaues Gras. Warum sieht man den Blauschwingel dann so selten in privaten Gärten?
Die Farbe hat etwas Künstliches an sich und vermutlich schreckt genau das viele Gärtner ab. Als Hintergrundbepflanung für Blütenträger macht sich der Blauschwingel auch nicht wirklich gut, eben weil die Farbe so sehr heraussticht. Deshalb eignet sich blaues Gras optisch sehr gut für kleinere Abschnitte wie etwa Vorgärten oder man passt das Layout der Farbe an und ergänzt den Blauschwingel mit weiteren silber-blauen Pflanzen.
Auch ist es leider so, dass Ziergräser wie der Blauschwingel in der Gartengestaltung immer noch stiefmütterlich behandelt werden. Was man mit Gräsern alles anstellen kann, hat Piet Oudolf eindrucksvoll bewiesen. Und wenn man sich so die seicht dahin wogenden Präriegärten Oudolfs ansieht, kommt man doch aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.
Silberblatt und Blauschwingel
Auf dem Balkon ist das natürlich einfacher, denn auf kleinem Raum sieht eine eklektische Sammlung unterschiedlicher Pflanzen anders aus als in einer weiträumigen Bodenpflanzungen. Und Töpfe lassen sich einfacher umstellen. Momentan steht mein Blauschwingel neben meinem Silberblatt, was meiner Meinung nach gut passt.
Bis nächsten Mittwoch,
Hi Carla ☺,
der Blauschwingel, den es übrigens auch in vielen Sorten gibt, wuchs schon in den 70ern im Garten meiner Eltern. Er passt gut zu Nadelgehölzen, finde ich, und auch in sonnig-trockene Staudenbeete in Gesellschaft anderer Blau-oder Silberblättriger. Im seit Mai übernommenen Apfelkleingarten habe ich einen halbtoten, fauligen aus einem feuchten Beet unter Unkraut gerettet und dann mit Sand-Erdemix etwas höher aufgepflanzt: Er dankte es sofort durch Verdopplung ☺. Bei meinen Karl-Foerstergarten-Fotos ist eines dabei, das ihn mehrfach angepflanzt zeigt – eine wundervoll leichte Wirkung, wenn man viel Platz hat…
liebe Grüße
Corinna
Hallo liebe Corinna, ich finde den Blauschwingel einfach super. Heute bin ich an einem Blumenladen vorbei gekommen, der draußen einen ziemlich großen aufgebaut hatte. Die Farbe wirkt wie ein Magnet! Ich prophezeie allen Gräsern aber besonderes dem Blauschnwingel eine Renaisssance in deutschen Gärten. Denn viele Arten sind robust und kommen mit wenig Wasser aus. Das ist für mich auch einen Umweltschutzfrage. Ich schaue mir gleich nochmal deine Bilder an, ich muss ihn beim ersten Durchgang übersehen haben 🙂
Blauschwingel ist ein herrlicher Name! Dass er nicht so viel Wasser braucht, finden ich und mein nicht allzu grüner Daumen sehr gut. Könnte man so ein Pflänzchen auch drinnen halten oder gefällt das dem Schwingel nicht so gut?
Liebe Karo, das mag der Blauschwingel leider gar nicht so gerne, er ist halt ein Naturbursche. Aber Du könntest Dir welche draußen aufs Fensterbrett stellen. Ich habe auch leider noch keine blaue Zimmerpflanze gefunden, aber wenn ich eine finde, dann sage ich dir Bescheid 🙂
Liebe Carla,
habe Dich eben bei Instagram entdeckt und dadurch hier her gefunden. Ein klasse Artikel! Ich freu mich immer über Pflanzenportraits von vergessenen oder unbeachteten Pflanzen. Und wenn dann noch Piet Oudolf vorkommt… Von seinen Arbeiten bin ich wirklich immer wieder beeindruckt. Blauschwingel ist ein guter Kandidat fürs nächste Jahr für meinen Balkon. Danke für den Tipp!
Liebe Grüße,
Caro
Hallo liebe Caro, vielen lieben Dank für die Blumen 🙂 ich freue mich sehr. Hach ja, wenn man könnte, dann würde man doch glatt in einem Präriegarten à la Oudolf leben wollen, nicht wahr? Ich finde, Gräser und Stauden sind eine tolle Kombination und nicht nur optisch – auch vom Nachhaltigkeitsaspekt her. Auch vorm Gärtnern macht der Klimawandel nicht halt. Schön, dass wir uns über Insta gefunden haben. Herzliche Grüße, Carla